20.07.2018 – Jugend , Nordrhein-Westfalen

„Junge Hände für alte Wände“

Teilnehmer der Jugendbauhütte Stade im Einsatz © Roland Rossner/Deutsche Stiftung Denkmalschutz

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Teilnehmer der Jugendbauhütte Stade im Einsatz © Roland Rossner/Deutsche Stiftung Denkmalschutz

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Jugendbauhütten-Ausstellung in Bonn

Am Mittwoch, den 8. August 2018 um 18.00 Uhr eröffnen in der Eingangsebene am Infopunkt im Stadthaus Bonn, Berliner Platz 2 in 53111 Bonn Marion Duisberg, Leiterin des Projektteams Beethovenhalle der Stadt Bonn, Stadtkonservatorin Katrin Bisping, Dr. Steffen Skudelny, Vorstand der DSD, Elly Bijloos, die stellvertretende Geschäftsführerin der Internationalen Jugendgemeinschaftsdienste (ijgd), und Freiwillige der Jugendbauhütte NRW-Rheinland im Rahmen einer kurzen Informationsveranstaltung über das Freiwillige Soziale Jahr in der Denkmalpflege die Wanderausstellung „Junge Hände für alte Wände“ über die Jugendbauhütten der Deutschen Stiftung Denkmalschutz (DSD). Die Ausstellung ist dort bis zum 21. September 2018 montags und donnerstags von 8.00 Uhr bis 18.00 Uhr sowie dienstags, mittwochs und freitags von 8.00 Uhr bis 13.00 Uhr zu sehen. Der Eintritt ist frei.

Einen Stuhl restaurieren, auf dem Goethe saß oder selber ein Fachwerkhaus errichten oder eine alte Parkanlage wieder zum Blühen bringen… Denkmale sind lebendige Zeugnisse unserer Geschichte. Diese auch in Zukunft zu erhalten ist eine verantwortungsvolle Aufgabe für kommende Generationen. Die Faszination für historische Bauten, aber auch das Wissen um alte Handwerkstechniken und Bauweisen weiterzugeben, ist ein wichtiger Baustein für die Zukunft unserer Kulturlandschaft. Um dieses Ziel zu erreichen hat die Deutsche Stiftung Denkmalschutz ein bundesweit einzigartiges Projekt ins Leben gerufen: die Jugendbauhütten, deren unterschiedliche Schwerpunkte in dieser Ausstellung präsentiert werden.

Erstmals werden bei der Präsentation der Ausstellung in Bonn fünf neue Tafeln ausgestellt, auf denen die bisherigen Seminararbeiten an den Wolske Stühlen aus der Beethovenhalle vorgestellt werden. Daneben wird auch ein Stuhl aus dem aktuellen Restaurierungsprozess zu sehen sein. Seit der Schließung der Beethovenhalle Ende Oktober 2016 ist die Jugendbauhütte NRW-Rheinland dort unterstützend aktiv. Auftakt hierbei bildete ein Wochenendeinsatz bei dem die Freiwilligen Objekte der Originalausstattung von Steckdosen über Lichtschalter bis hin zu Türklinken und Abdeckgittern inventarisierten und sicherten, um sie später wieder einbauen zu können. Auf zwei Seminaren beschäftigten sich die Freiwilligen der Jugendbauhütte NRW-Rheinland mit der Schadenskartierung und der notwendigen Restaurierung der Originalbestuhlung der Beethovenhalle, die der Architekt des Gebäudes, Siegfried Wolske, entworfen hat. Die Stühle wurden 1982 gegen eine neue Bestuhlung ausgetauscht und zu einem Stückpreis von 25 D-Mark einzeln verkauft. 1.500 Stühle fanden neue Besitzer und gelangten überwiegend in Privathaushalte. 69 Stühle wurden wiederentdeckt, etwa in der Friedhofskapelle in Bonn Poppelsdorf. Im Dezember 2017 wurde mit der Restaurierung der Stühle begonnen.

Ein ganzes Jahr lang können Jugendliche von 16-26 Jahren in einer der bundesweit 14 Jugendbauhütten traditionelle Handwerkstechniken erlernen, sie am Original anwenden und das Besondere des Echten und Authentischen mit eigenen Händen spüren und erfahren. Das Vorbild für die Jugendbauhütten sind mittelalterliche Bauhütten, in denen gemeinsam gelebt und gearbeitet wurde. Hier lernte der Lehrling vom Meister am Original. In zahlreichen Einsatzstellen – der täglichen Arbeitsstätte der Teilnehmer – kommen die Jugendlichen mit unterschiedlichsten Berufsfeldern der Denkmalpflege hautnah in Kontakt. Im Köln/Bonner Raum sind dies z.B. die Firma Orgelbau Klais, die Firma Stuck Belz, das LVR – Amt für Denkmalpflege im Rheinland und die Archäologische Zone in Köln. Die Möglichkeiten hinsichtlich der Einsatzstellen sind vielseitig und bunt und reichen von A wie Archäologie bis Z wie Zimmerei: von der zupackenden Tischlerei über Landschaftsbau bis hin zur geistig-kreativen Arbeit in Museen, Architekturbüros oder Archiven. Jedes Jahr warten neue Herausforderungen und Möglichkeiten auf die jungen Denkmalbegeisterten. Egal, für welche Einsatzstelle sich unsere Teilnehmer entscheiden: Jeder Nagel, der eingeschlagen wird, jeder Holzbalken, der gesetzt wird, jeder Stein, der ergänzt wird ist ein unvergessliches Erlebnis – und ein unmittelbarer Beitrag zum Denkmalerhalt, der stolz macht. Verschiedene Seminare zu Stil- und Materialkunde, Forschungs- und Arbeitsmethoden, Grundlagen der Denkmalpflege sowie der Bedeutung des europäischen Kulturerbes ergänzen die praktische Arbeit am Denkmal. Rund 4.000 Jugendliche haben bislang ein Freiwilliges Soziales Jahr in der Denkmalpflege in den Jugendbauhütten absolviert und dort ihre Begeisterung für unser kulturelles Erbe entdeckt. Manch einer hat hier nicht nur eine Leidenschaft, sondern eine Berufung gefunden: Oft entscheiden sich die Teilnehmer unserer Jugendbauhütten später für einen Beruf in der Denkmalpflege oder in einem der traditionellen Handwerke. Insgesamt stellt die Deutsche Stiftung Denkmalschutz gemeinsam mit ihrem Projektpartner, den Internationalen Jugendgemeinschaftsdiensten (ijgd), jedes Jahr deutschlandweit rund 300 Plätze zur Verfügung.