Hauptkirche St. Michaelis Hamburg

Wahrzeichen der berühmtesten Hansestadt

In der Ferne dröhnt das Horn eines Ozeanriesens. Möwen kreischen. Einem Jungen ist der Matjes aus dem Brötchen gerutscht. Oberhalb der Hamburger Landungsbrücken hinter einer Straßenrampe aus altem Kopfsteinpflaster kehren Männer in Orange die letzten Reste der vergangenen Nacht vom Trottoir. Wenn es dunkel wird, werden hier wieder die Rastlosen der Nacht das kleine Glück suchen. Nicht weit dieses Treibens zwischen Hamburger Hafen und Reeperbahn thront der Michel, Hamburger Wahrzeichen und unverrückbarer Ort des Glaubens – hier an der Elbe liegen Handel, Vergnügen und Kirche nah beieinander.

Prägend für Hamburgs Silhouette

Die Hauptkirche St. Michaelis, so der offizielle Name, ist 132 Meter hoch. Das Denkmal hat einen deutlich jüngeren Namensvetter, der aber mehr als doppelt so hoch gewachsen ist: den 279 Meter hohen Telemichel, Hamburgs Fernsehturm. Heimat ist da, wo die Kinder die Namen der Vorfahren bekommen. Vom Telemichel mal abgesehen, prägt nichts Hamburgs Skyline mehr, als ihre fünf Hauptkirchen. Der Michel ist zwar die jüngste von ihnen, dafür die bekannteste. Das Denkmal oberhalb des Hafens in der Neustadt ist eine der bedeutendsten Barockkirchen Norddeutschlands. Aber dies erklärt nicht ihre besondere Stellung in den Herzen der Hamburger. Schon früh diente der Kirchturm Schiffen auf der Elbe zur Orientierung. Das Gotteshaus war lange Zeit das Erste und Letzte, was Seeleute von Hamburg sahen. Das machte den Michel zum Wahrzeichen der Hansestadt, denn sein Anblick nach vielen Wochen auf See bedeutete Heimat.

Dreimal zerstört – dreimal aufgebaut

Zweimal komplett abgebrannt, im Krieg stark beschädigt, dreimal wieder aufgebaut. Das ist die Bilanz der zerstörungsreichen Kirchengeschichte und gleichzeitig ein deutlicher Beleg dafür, dass ihr Michel für die Hamburger unverzichtbar ist. Der erste hochbarocke Bau (1647-69) fiel 1750 einem Blitzschlag zum Opfer, den zweiten Bau (1751-86) zerstörte 1906 ein Feuer, weil bei Lötarbeiten ein Schwelbrand entstanden war. Dass die Kirche wieder aufgebaut werden sollte, war bereits am Tag nach dem verheerenden Unglück klar. Über die Art des Wiederaufbaus gab es heftige Diskussionen. Schließlich setzten sich die Hamburger Bürger durch. Obwohl fast völlig zerstört, erfolgte mit Rücksicht auf den Wahrzeichencharakter des Michels eine Wiederherstellung in der alten äußeren Form, allerdings mit Stahl und Beton anstelle der früheren Holzkonstruktion. 1912 wurde der Michel wiedereröffnet.

Im Zweiten Weltkrieg blieb die Kirche lange unbeschädigt. Erst 1944/45 wurde das Hauptschiff mehrfach getroffen. Doch bis 1958 konnten die Hamburger an ihrem Michel alle Schäden beseitigen.

Einsatz für den Michel – für Hamburger Ehrensache!

Sich für den Michel persönlich einzusetzen, scheint fast eine Selbstverständlichkeit für die Hanseaten zu sein. Dafür waren auch schon ungewöhnliche Aufgaben zu lösen: Als zu Zeiten der Besetzung durch napoleonische Truppen alle fünf Hauptkirchen beschlagnahmt wurden, konnte nur der Michel der Umnutzung als Pferdestall entgehen. Pferde in St. Michaelis waren für die Gemeindemitglieder undenkbar. Sie schafften es, für 500 Tiere Ausweichquartiere zu organisieren.

St. Michaelis ist eben nicht nur eine Touristenattraktion, die von ihrer Aussichtsplattform auf dem Turm einen sensationellen Blick über die Stadt, die Elbe und den Hafen bietet, sondern für die Hamburger wichtiger Bestandteil ihrer Stadt. Und auch wenn neue Wahrzeichen in den Himmel wachsen, die über die Jahrhunderte entstandene Verbindung zwischen der Hafenstadt und dem Michel ist so leicht nicht zu schwächen. Hanseatisch-zurückhaltend und dennoch deutlich präsent, ist er aus der Silhouette Hamburgs und dem Leben der Hamburger nicht mehr wegzudenken.

Mehr Informationen zum Denkmal und wie die Stiftung helfen konnte finden Sie hier!