Pfarrkirche St. Ulrich Seeg

Im Herzen des Ostallgäus

Ihre Kirchenglocken rufen am Morgen, am Mittag und am Abend zum Gebet. Und sie läuten zu jeder Viertel- und vollen Stunde. Wer in Seeg im Ostallgäu wohnt, hört das gar nicht mehr bewusst, trotz des harmonischen Klangs der fünf Glocken von St. Ulrich. Aber wenn alle zusammen erklingen, dann hört er es sicher. Dann ist Festklang, dann ist der halbe Ort versammelt, an den großen Kirchfesten und zu den schönsten Momenten in der Familie. Wer in Seeg geboren wurde, der hat hier schreiend seine Taufe empfangen, aufgeregt die Kommunion, wurde gefirmt und hat oft sogar hier geheiratet. Ja, diese Kirche ist Heimat, und nicht wenige Einheimische werden sagen, es ist das Paradies – ihres auf jeden Fall!

Es riecht nach Grün, es riecht nach Kühen! Traktoren sieht man häufiger als Sportwagen. Nur in der Ferne heult ein schnelles Motorrad. Aber ansonsten geht hier alles eher gemütlich zu. Wer nicht aus dem Ostallgäu kommt, der kann die Einheimischen kaum verstehen, wenn sie miteinander sprechen,  ein alemannischer Dialekt, eine Mischung aus Schwäbisch und Bayrisch. Der Luftkurort Seeg liegt auf 853 Metern Höhe – sanfte, grüne Hügel umgeben von satten Wiesen, Mooren und Weihern bestimmen das Bild direkt am Fuß der Allgäuer und Tiroler Alpen. Postkartenmotive, wohin man nur blickt. Auf dem höchsten Hügel von Seeg liegt die Pfarrkirche St. Ulrich, eine der bedeutendsten Rokokokirchen Bayerns.

Außen unscheinbar – innen Rokoko pur!

Von außen ist sie eine ganz normale bayerische Kirche, mit Zwiebelturm und ohne große Zier - ihre Mauern weiß wie die Unschuld, das Dach rot wie Blut. Vom mittelalterlichen Vorgängerbau sind nur noch die unteren Geschosse des Turmes erhalten. 1701-25 wurde die heutige Kirche nach Plänen des bedeutenden Barockbaumeisters Johann Jakob Herkommer (1652-1717) errichtet. Wegen ihrer Ähnlichkeit mit der berühmten Wallfahrtskirche Wies in Steingaden wird sie auch „Kleine Wies“ genannt. Wer St. Ulrich betritt, dem verschlägt es fast den Atem. Rokoko pur, nach 1762 erschaffen – der Höhepunkt und auch das Ende dieses überbordenden Stils. Die Fresken und Malereien von Johann Baptist Enderle (1725-98), geschwungene muschelartige Ornamente, das farbige und unendliche wirkende Hauptfresko an der Decke, lassen die Köpfe ständig wandern. Auch wer nicht gläubig ist, der fühlt hier etwas, das größer ist als der Mensch.

Dem Himmel Heimat so nah

Es mag einige Menschen aus Seeg geben, die das Leben in die Ferne gezogen hat. Doch wenn sie zurückkommen, ist es der Kirchturm von St. Ulrich vor dem Panorama der Alpen, der das Gefühl „Daheim“ sofort wieder weckt. Dann wird aus einem Fremden wieder ein Einheimischer, den fast jeder hier mit Namen kennt, vor allem der Pfarrer. „Hier wurde ich geboren, hier wurde ich getauft, hier ist meine Heimat und die Welt noch in Ordnung.“ St. Ulrich verkörpert Heimat. Jeder Einheimische ist stolz, dass sie im kleinen Seeg so Herrliches erschaffen konnten.

Mehr Informationen zum Denkmal und wie die Stiftung helfen konnte finden Sie hier!